Einst lebte ein Mann mit seiner Frau in Eintracht und in Überfluss. Sie hatten alles - ein schönes Haus und einen blühenden Garten und auch ausgedehntes Land. Zum vollkommenen Glück fehlten ihnen aber Kinder. Sie sehnten sich sehr nach einer Tochter. Tag und Nacht beteten sie zu den Göttern , sie mögen ihnen doch ein Kind schenken. Dafür waren sie bereit, sogar auf ihren Reichtum zu verzichten.
Schliesslich erschienen ihnen die Götter im Traum und sprachen: "Ihr werdet eine Tochter haben. Doch wir erteilen euch die strenge Weisung: wenn sie herangewachsen ist, darf sie keinen Mann berühren. Und gebt ihr den Namen YLANG!"
Noch ehe ein Jahr um war, kam ihre Tochter, der sie den Namen YLANG gaben, zur Welt. Die Zeit verflog, und das kleine Mädchen YLANG wuchs zu einem sehr schönen Mädchen heran, dass bald von vielen Freiern umgeben war. Das jagte ihren Eltern grosse Angst ein. Sie befürchteten, sie könnten die Tochter verlieren, deshalb fassten sie den Entschluss, sie in eine grosse Kammer einzuschliessen. YLANG kam sich dort wie ein Vogel im Käfig vor. Tage und Nächte bat sie die Götter, sie mögen sie befreien.
Und als sie nicht mehr imstande war, die Gefangenschaft zu ertragen, dachte sie sich einen Plan aus, um ihre Freiheit zu erlangen.
Eines Abends, als die Eltern nicht zu Hause waren, stieg Ylang durchs Fenster ihres Zimmers in den Garten hinaus. Ihr Herz schlug vor Freude, dass sie die Freiheit wiedererlangt hatte. Sie lief im Garten umher und pflückte Blumen. Plötzlich vernahm sie, dass eine angenehme Stimme sie beim Namen rief. Sie wandte sich um und erblickte einen stattlichen Jüngling.
"Ylang, gestatte, dass ich dir beim Pflücken der Blumen helfe", sagte der Jüngling. Ylang's Herz begann wild zu klopfen, und schon wollte sie sich entfernen. Doch der Juengling rief:
"Ylang, ich liebe dich!"
Als das Mädchen diese Worte hörte, lief es davon, doch der Jüngling nahm Ylang's Hand und wiederholte:
"Ylang, ich liebe dich!"
Da geschah das Wunder. Ylang verschwand vor den Augen des Jünglings, und an der Stelle, wo sie gestanden hatte, wuchs ein Bäumchen, auf dem weisse Blüten mit schmalen Blütenblättern prangten. Sie erfüllten den Garten mit ihrem Duft. Der bestürzte Jüngling rief mit lauter Stimme: "Ylang! Ylang!", doch niemand antwortete ihm.
Zum Andenken an das Mädchen gab der Jüngling dem Bäumchen den Namen "Ylang-Ylang". Auch heute noch schmücken sich die Mädchen gerne mit seinen duftenden Blüten.
OF THE SCENTED FLOWER YLANG-YLANG
Once upon a time a man and his wife lived in harmony and abundance. They had everything - a beautiful house and a blooming garden and also extensive land. Fortunately, they lacked children. They longed very much for a daughter. Day and night they prayed to the gods to give them a child. For this they were prepared to forego even their wealth.
Finally the gods appeared to them in a dream and said: "You will have a daughter. But we give you strict instructions: when she grows up, she must not touch any man. And give her the name YLANG!"
Before a year was over, their daughter, whom they named YLANG, was born. Time flew by and the little girl YLANG grew into a little girl, a very beautiful girl who was soon surrounded by many suitors. This scared her parents very much. They were afraid that they might lose their daughter, so they decided to lock her in a large chamber. YLANG felt like a bird in a cage there. Days and nights she begged the gods to free her.
And when she was no longer able to endure captivity, she devised a plan to gain her freedom.
One evening when her parents were not at home, Ylang climbed out of her room window into the garden. Her heart beat with joy that she had regained freedom. She ran around the garden and picked flowers. Suddenly she heard a pleasant voice calling her by name. She turned around and saw a handsome youth.
"Ylang, allow me to help you pick the flowers," said the youth. Ylang's heart began to beat wildly and she wanted to leave. But the youth cried:
"Ylang, I love you!"
When the girl heard these words, she ran away, but the youth took Ylang's hand and repeated:
"Ylang, I love you!"
Then the miracle happened. Ylang disappeared from the youth's eyes, and in the place where she had stood a small tree grew with white flowers with narrow petals. They filled the garden with their scent. The dismayed youth called out in a loud voice: "Ylang! Ylang!", but no one answered him.
In memory of the girl, the young man named the tree "Ylang-Ylang". Even today, girls still like to decorate themselves with its fragrant flowers.
(Nacherzählt von Jozef Genzor, aus dem Slowakischen übersetzt von Dr. Anna Fialova und herausgegeben in der CSSR, deutsche Ausgabe: Verlag Werner Dausien, Hanau/Main, 1978).
(Retold by Jozef Genzor, translated from Slovak by Dr. Anna Fialova and published in the CSSR, German edition: Verlag Werner Dausien, Hanau/Main, 1978).