Hamm – Wenn es nach Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) geht, sollen Rentner länger arbeiten. Diese politische Linie trifft auf eine Bevölkerung, die ohnehin schon aus Sorge vor Altersarmut plant, über das gesetzliche Rentenalter hinaus erwerbstätig zu bleiben. Wie aus einer aktuellen YouGov-Umfrage für die Postbank hervorgeht, glauben fast drei Viertel der befragten Arbeitnehmer in Deutschland nicht an eine auskömmliche Altersversorgung durch die staatliche Rente.
Die Zahlen sprechen Bände: Mehr als die Hälfte (54,3 Prozent) der 1163 befragten Erwerbstätigen wäre bereit, länger zu arbeiten, um ihren Lebensstandard zu halten – vorwiegend in Teilzeit und bis zum vollendeten 70. Lebensjahr. Die Ergebnisse verdeutlichen eine besorgniserregende Tendenz, die sich infolge des demografischen Wandels weiter verschärfen dürfte. Dabei ist klar, die „Renten-Titanic“ fährt bereits seit 50 Jahren Richtung Eisberg, wie es in einer ZDF-Dokumentation heißt.
Passend zu den Plänen der Merz-Regierung: Mehrheit will über Rente hinaus arbeiten
Allerdings knüpft ein Fünftel dieser Gruppe (19,8 Prozent) ihre Bereitschaft zur längeren Erwerbstätigkeit an die Bedingung, dabei mehr zu verdienen. Ein Drittel lehnt eine längere Erwerbstätigkeit wiederum ab. Die schwarz-rote Koalition unterstützt diese Entwicklung, indem, sie Hürden für die Weiterbeschäftigung älterer Arbeitnehmer abbaut. Zudem plant die Bundesregierung, Rentner mit der Aktivrente durch einen Freibetrag von 2000 Euro monatlich im Arbeitsleben zu halten.
Während Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) plant, das Rentenniveau mit Milliardensummen aus Steuergeldern bis zum Jahr 2031 bei 48 Prozent zu stabilisieren, zweifelt mehr als jeder zweite Befragte (57,3 Prozent) daran, dass diese Maßnahme langfristig wirksam sein wird. Gleichzeitig halten 63 Prozent der insgesamt 2069 Ende Mai befragten Erwachsenen den verstärkten Einsatz von Steuergeldern zur Rentenstabilisierung grundsätzlich für richtig, wie die YouGov-Umfrage zeigt.
Unsicherheiten beim deutschen Rentensystem: Immer mehr setzen auf private Altersvorsorge
Angesichts dieser Unsicherheiten treffen etwa die Hälfte der Befragten bereits heute private Vorsorge für einen finanziell abgesicherten Ruhestand. Fast 70 Prozent befürworten eine staatliche Förderung der Geldanlage in Wertpapiere wie Aktien und Fonds zur Altersvorsorge – auch schon bei Kindern und Jugendlichen. In diesem Zusammenhang plant die Regierung die sogenannte Frühstart-Rente. Millionen Kinder sollen damit ihre spätere Rente aufbessern können. r große Renten-Ratgeber
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In anderen Ländern wie den Niederlanden, Großbritannien, Schweden oder den USA spielen Erträge aus Aktien und anderen Finanzprodukten bereits eine wesentliche Rolle bei den Einkommen von Rentnern. Deutschland könnte einen ähnlichen Weg einschlagen, wenn die Bürger ihr Vertrauen in die umlagefinanzierte Rente weiter verlieren. Fakt ist, dass die aktuelle Entwicklung wenig Hoffnung auf hohe Renten macht. Auch ein Fachmann zeigt sich alarmiert. (cln/dpa)