Sie kommen jede Nacht um 21 Uhr in die Häuser
Tausende Käfer überfallen Dorf in Sachsen
Rentner Klaus-Peter Schlesinger (85) hat eine Falle für den Behaarten Erdbeersamenlaufkäfer entwickelt
Hirschfeld (Sachsen) – Wenn es Nacht wird in Hirschfeld, beginnt das große Krabbeln: Tausende Käfer machen sich auf den Weg ins Dorf, kriechen durch Tür- und Fensterritzen in die Häuser der Bewohner, machen sich in Küchen, Bädern, Kellern, Wohnstuben und Garagen breit – und verschwinden nach ein paar Stunden wieder. BILD auf der Spur einer unheimlichen Käfer-Invasion in Sachsen!
„Immer gegen 21 Uhr geht es los“, sagt Rentner Klaus-Peter Schlesinger (85) aus dem 1000-Seelen-Ort im sächsischen Landkreis Zwickau. „Dann kommen sie“ – und er verbarrikadiert sich in seinem Haus am Röhnigweg. „Die Fenster habe ich mit Fliegengitter und sämtliche Ritzen mit Klebeband gesichert. Wer das nicht gemacht hat, hat die Biester sofort im ganzen Haus.“
Ein Lichtschacht voller Käfer. Sobald es dunkel wird, werden die Hirschfelder von einer Käfer-Invasion heimgesucht
Die gesamte Hauswand war schwarz vor Käfern
Nachbar Claus-Peter Barth (72) beobachtete, wie die Insekten abends aus kleinen Löchern in seinen Beeten strömten: „Das sind nicht nur flinke Krabbler, die können auch fliegen. Einmal war die gesamte Hauswand schwarz vor Käfern.“
Auch Rentner Claus-Peter Barth (72) machte Bekanntschaft mit den lästigen Plagegeistern
Die gesammelten Käfer in einem Einmachglas
Jetzt hilft nur noch der Industriestaubsauger
Zuerst hatten Kerstin (61) und Hans Neidlein (66) die Krabbler bemerkt: „Als wir im Juli aus dem Urlaub kamen, traf uns ein Schock. Alles war schwarz, ein Meer an Käfern im Haus, sie waren sogar unter meinen Schuhen.“ Früher habe sie jedes kleine Tierchen, das sich ins Haus verirrte, in ein Glas gepackt und vorsichtig nach draußen getragen. Doch jetzt ist ihr die Tierliebe vergangen, sie rückt mit einem Industriestaubsauger gegen die Käfer-Invasion vor.
Eine Käfer-Invasion im Haus von Kerstin (61) und Hans Neidlein (66)
Sie haben kräftige Beine, sind sehr schnell
Nur: Wo kommen die Eindringlinge so plötzlich her? Offenbar von den umliegenden Feldern. Denn bei den Tierchen handelt es sich um Pseudoophonus rufipes, den Behaarten Erdbeersamenlaufkäfer. Ein Schädling, der sich von Erdbeersamen ernährt und schon mal eine Jahresernte ruinieren kann, schreibt das Institut für Schädlingskunde in Reinheim (Hessen). Der Käfer ist mattschwarz, 11 bis 17 Millimeter lang, kann fliegen und dank seiner kräftigen Beinchen schnell laufen. Und er wird von Licht magisch angezogen! Im Morgengrauen verlassen die Käfer die Häuser meist wieder und verziehen sich auf die Felder. Bis der Abend hereinbricht ...
Kein Mitleid mit den Käfern kennt Rentner Hartmut Martini (75). Er kehrt die toten Käfer aus seinem Vorratskeller
Nacht für Nacht kämpfen die Hirschfelder gegen die Invasoren. Mit Insektenspray, Dichtmasse, engmaschigen Gaze-Gittern und selbst gebauten Fallen.
Zu gewinnen ist der Kampf gegen die Käfer aber nicht. Erst im Herbst, wenn es kälter wird, verkriecht sich Pseudoophonus rufipes im Erdboden. Zum Überwintern, um im nächsten Jahr erneut vorbeizuschauen.
