Um 22.17 Uhr am Montagabend ist der Vulkan auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands ausgebrochen
Foto: Halldór Björnsson/Icelandic Met Office
Wochenlang brodelte es im Untergrund. Tausende Erdbeben gab es in den vergangene Wochen in der Region. Auf eine weitere Serie am Montagabend folgte der lange befürchtete Ausbruch!
Ab 22.17 Uhr schleuderte der Vulkan auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands Lava und Geröll in die Luft, so das isländische Wetteramt. Rauch stieg kilometerweit am Nachthimmel auf, tauchte ihn in leuchtendes Orange. Auf Video ist zu sehen, wie Lava aus einem kilometerbreiten Riss sprudelt.
Der Spalt vergrößerte sich im Laufe der Nacht und wuchs bis zum frühen Morgen auf etwa vier Kilometer an, wie ein Vulkanologe sagte. Der Riss ist Experten zufolge um ein Vielfaches länger als bei den Ausbrüchen der vergangenen Jahre auf der Halbinsel Reykjanes.
Auch der Lavastrom sei viel größer, etwa 100 bis 200 Kubikmeter Lava pro Sekunde strömten aus dem Spalt heraus. Der Zivilschutz rief die Notfallstufe aus.
Der Vulkanologe Ármann Höskuldsson sagte, der Riss erstrecke sich Richtung Grindavík. Glücklicherweise fließe keine Lava in Richtung der dortigen Kraftwerke. Gebäude seien derzeit nicht gefährdet, hieß es. Die Eruption könnte seiner Einschätzung nach eine Woche bis zehn Tage andauern, sagte Höskuldsson dem isländischen Rundfunksender RÚV.
Der Ausbruch tauchte den Nachthimmel in gleißend orangefarbenes Licht
Der Geophysiker Benedikt Ofeigsson von der isländischen Wetterbehörde sagte örtlichen Medienberichten zufolge, die Eruption sei am Sundhnjúka-Krater lokalisiert worden. Derzeit sei es schwer zu sagen, ob Infrastruktur oder der Ort Grindavík in Gefahr seien. Islands Präsident Gudni Jóhannesson schrieb auf Facebook, es sei noch unklar, welchen Schaden der Ausbruch anrichten könnte. Er bat die Menschen vor Ort, „in diesem gefährlichen Moment“ allen Empfehlungen der Rettungsdienste zu folgen. Der Bürgermeister von Grindavík, Fannar Jónasson, sagte, er sei vom Zeitpunkt des Ausbruchs etwas überrascht gewesen, da sich die Erdbeben in den letzten Tagen etwas beruhigt hätten.
Regierungschefin Katrin Jakobsdottir erklärte, sie sei in Gedanken bei der Bevölkerung der Gegend. „Wir hoffen das Beste, aber es ist klar, dass es sich um einen bedeutsamen Ausbruch handelt.“
Wochenlange Erdbeben-Serie
Im November evakuierte die Polizei die Stadt Grindavik, nachdem starke seismische Aktivitäten in der Gegend Häuser beschädigt und Befürchtungen über einen bevorstehenden Ausbruch geweckt hatten. In den vergangenen zwei Monaten hatte es in der Region Tausende von Erdbeben gegeben.
Grindavik, ein Fischerdorf mit 3400 Einwohnern, liegt auf der Halbinsel Reykjanes, etwa 50 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavik und unweit des Flughafens Keflavik, dem wichtigsten isländischen Flughafen für internationale Flüge. Die nur wenige Kilometer vom Ort entfernt liegende Touristenattraktion Blaue Lagune war nach einer vorübergehenden Schließung erst am Wochenende wieder eröffnet worden. Sie liegt nur rund 40 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt Reykjavík. Zum Zeitpunkt der Eruption befand sich den Berichten zufolge kein Gast dort.
Für die Luftfahrt wurde vorübergehend die rote Warnstufe ausgerufen, diese wurde dann aber wieder auf Orange herabgestuft. Der Flughafenbetreiber Isavia erklärte auf seiner Website, derzeit gebe es bei Starts und Landungen am internationalen Hauptstadtflughafen Keflavik keinerlei Behinderungen.
Der jetzige Vulkanausbruch ist der vierte auf Island innerhalb von zwei Jahren. Island ist mit mehr als 30 aktiven Vulkansystemen die größte und aktivste Vulkanregion Europas. Island liegt zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen Erdplatte. Da sich die Platten in entgegengesetzte Richtungen bewegen, kommt es in dem Inselstaat immer wieder zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Im Jahr 2010 hatte der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajokull hunderte Isländer aus ihren Häusern vertrieben. Rund 10 000 Flüge mussten gestrichen werden.
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