Wie betroffen sind Supermärkte und Post?
Sechs Tage lang wollen Lokführer die Arbeit niederlegen. Das betrifft nicht nur Reisende, sondern auch Lieferketten. Engpässe werden befürchtet.
Kassel – Zweifellos: der längste Lokführer-Streik, den es bei der Bahn jemals gegeben hat, kostet Pendlerinnen und Pendler sowie Zugreisende ordentlich Nerven. Bei einigen Betroffenen scheint mittlerweile der Geduldsfaden gerissen. Doch: der sechstägige Rekord-Streik kostet der Industrie in Deutschland auch ordentlich Geld.
Denn wenn sich auf den Schienen kaum noch etwas rührt, bleiben auch Güterzüge still – und damit wichtige Lieferketten. Einige Branchen schlagen Alarm, weil Nachschub fehlt. Kommt es auch zu Lieferengpässen in Supermärkten und Verzögerungen bei der Deutschen Post?
Lieferengpässe drohen durch den Streik der Lokführergewerkschaft GDL
Seit Dienstagabend (23. Januar) sind die Lokführer der GDL zum wiederholten Male in den Streik getreten. Seit Monaten ziehen sich die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn hin. Dadurch sind nicht nur Millionen Fahrgäste maßgeblich betroffen, auch Branchen, die stark auf den Schienengüterverkehr angewiesen sind, müssen umplanen.
Insgesamt sind in Deutschland rund 20.000 Güterzüge in der Woche unterwegs; ein einziger hat eine Transportleistung von 52 Lastwagen. „Der angekündigte sechstägige Bahnstreik belastet die Transportlogistik in Deutschland und Europa und damit auch Unternehmen der deutschen Automobilindustrie“, erklärt etwa der Verband der Automobilindustrie in einer Mitteilung.
Der Umstieg von der Schiene auf die Straße ist für einige Unternehmen eine Option, jedoch nicht ohne Herausforderungen. „144 Stunden Streik wirken sich unmittelbar auf Industrie-Lieferketten aus und stören sie nachhaltig“, erklärte die Güterverkehrstochter der Bahn, DB Cargo. Neben der Industrie könnten auch andere Bereiche von dem Streik der GDL betroffen sein. In der Chemiebranche drohen Lieferverzögerungen in vielen Industrien, auch die Versorgung von Kohlekraftwerken wird erschwert.
Werden durch den sechstägigen Bahnstreik Waren in Supermärkten knapp?
„Wenn Lieferketten reißen, leiden alle! Zulieferer, Produzenten, Spediteure, Handel und Verbraucher“, erklärte Mittelstandschef des BVMW, Christoph Ahlhaus gegenüber watson.de. Doch wie stark beeinflusst es Verbraucher im Alltag? Auch Befürchtungen, dass Waren in Supermärkten knapp werden könnten, gehen durch die gestörten Lieferketten um.
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Supermärkte und Discounter geben auf Anfrage von IPPEN.MEDIA Entwarnung. Bei der Rewe Group ist „die Warenversorgung der Märkte sichergestellt“, versichert ein Pressesprecher. Das gelte sowohl für die Rewe-Standorte als auch für die Penny-Discounter-Filialen. „Denn die Warenströme für Lebensmittel in unsere Logistikzentren laufen über die Straße und nicht über die Schiene.“
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft reagierte ebenfalls auf die Anfrage und stellte klar, dass es keine Anzeichen dafür gäbe, „dass durch den Streik bei der DB die Lebensmittelversorgung beeinträchtigt werden könnte.“ Die in einem alten Edeka-Werbespot gezeigten leeren Regal, die derzeit im Netz viral gehen, haben damit nichts zu tun.
Wird mein Paket durch den Schienentransport der Deutschen Post verspätet geliefert?
Im Gegensatz zu Lebensmittelhändlern erfolgt ein Großteil des Transports bei der Deutschen Post auf der Schiene. Pro Güterzug werden rund 100.000 Pakete befördert, bis zu 52 von ihnen fahren pro Woche. Müssen die Empfänger also aufgrund des Streiks mit erheblichen Paketverzögerungen rechnen? „Ewiges hin und her“: So stehen Fahrgäste in Frankfurt zum Lokführerstreik
Auch hier gibt es positive Nachrichten. Trotz anderslautender Berichte werden „keinerlei Lieferverzögerungen erwartet“, wie ein Unternehmenssprecher auf Anfrage versicherte. Nach Bekanntwerden des Streiks wurde schnell gehandelt: „Wir haben alle betroffenen Pakete von der Bahn auf die Straße verlegt“. Kunden in Supermärkten, Discountern und bei der Post können also aufatmen – Pendler und Bahnreisende weniger.
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