Wird die Technik immer menschenfeindlicher – oder bin ich einfach zu alt?

Ja, ich bin 50. Ja, ich kann keinen Computer programmieren. Aber arbeite täglich mit dem Laptop, schreibe über Technik und Wissenschaft und nutze künstliche Intelligenz. Doch ein Gerät, das Millionen in der Tasche mit sich herumtragen, stellt mich vor Herausforderungen ...

Kürzlich habe ich (aus beruflichen Gründen) ein neues iPhone15 bekommen. Natürlich musste ich alle Apps, Einstellungen, Fotos und E-Mails von meinem alten auf das neue Telefon bekommen. „Ist doch ganz einfach!“, dachte ich. „Man legt die Dinger einfach nebeneinander, und dann machen die das von selbst.“ Pustekuchen!

Jede App braucht einen anderen Code

Das Problem ist nämlich nicht das Telefon, sondern die vielen Apps, die alle unterschiedliche Sicherheitseinstellungen haben.

Mal eben bei der Krankenkasse die Bonuspunkte checken? „Sie benötigen einen neuen Sicherheitscode. Den schicken wir Ihnen gerne zu.“ Per Post! Avisiertes Ankunftsdatum: irgendwann nächste Woche. Willkommen in der digitalen Zukunft. Mann stelle sich vor, auf der Raumstation ISS fällt ein Computer aus und benötigt ein neues Back-up. „Schicken wir Euch per Post“, schreibt dann die NASA. „Falls die Luke aufgeht, Luft anhalten!“ 

Nächstes Dilemma: die unterschiedlichen Banking-Apps. Jede benötigt andere, spezielle Zugangsdaten, die auch nur bei der (seltenen) Einrichtung eines neuen Geräts benötigt werden. Ich welchem Ordner waren die noch mal? Oder habe ich den Zettel schon weggeworfen? Das alte Handy hatte ja schon ein paar Jahre auf dem Buckel.... Und wehe, man kommt auf die irrsinnige Idee, bei der Hotline der Bank anzurufen. Da arbeiten doch kaum noch echte Menschen. Und wenn man von denen tatsächlich einen sprechen und sich nicht von der säuselnden Computer-Stimme abwimmeln lassen will, muss man zur Belustigung der Kinder „Ich möchte bitte einen Service-Mitarbeiter sprechen“ ins Telefon brüllen.

Bei Netflix, Amazon, Spotify, Ebay, Facebook etc. häufig das Gleiche. Man muss sich neu anmelden, mit Daten, die man vielleicht nicht mehr hat.

Wo bleibt die KI, die alles macht?

Der führende Experte für Künstliche Intelligenz (KI), Prof. Stuart Russell, hat in einem Interview mit mir prognostiziert, dass es keine Garantie dafür gibt, dass „Menschen weiter existieren werden“, wenn wir es nicht schaffen, die rasante Entwicklung der KI zu kontrollieren.

Ganz ehrlich: Bis es so weit ist, hoffe ich, dass es bald eine Künstliche Intelligenz gibt, der ich sagen kann: „Richte mein neues iPhone ein!“ Und alles funktioniert ....