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Die Mittelschicht umfasst eine beachtliche Spanne. Jedoch zählt man mit einer Rente als einzigem Einkommen selten dazu. Welcher Betrag ist notwendig?
Frankfurt – Wer in Deutschland in Rente geht, droht seinen sozialen Status zu verlieren und in Armut abzurutschen. Die Armutsgefährdung von Rentnerinnen und Rentnern nimmt immer weiter zu. Im vergangenen Jahr waren 3,4 Millionen Rentnerinnen und Rentner betroffen, 2,1 Millionen davon waren Frauen.
Zu niedrige Renten: Besonders im Alter verschwindet der Mittelstand
Als armutsgefährdet galt laut Statistischem Bundesamt, wer als Single 2024 weniger als 1378 Euro im Monat zur Verfügung hatte. Die Grenze gilt ganz unabhängig davon, ob die Betroffenen eine Rente beziehen oder noch erwerbstätig sind. Doch unter Älteren nimmt die Armutsgefährdung zu. Waren laut der Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts 2005 noch knapp zwei Millionen von Armut betroffen, habe sich die Zahl in den 20 Jahren dazwischen um mehr als 70 Prozent erhöht.
Der Mittelstand erodiert damit – über die gesamte Gesellschaft hinweg. Laut Ifo Institut gehörten 2007 noch 65 Prozent der Mittelschicht an, 2019 waren es noch 63 Prozent.
Mittelstand bewegt sich zwischen 3260 Euro und 8692 Euro – laut OECD-Definition
Die Eckwerte der Mittelschicht sind klar von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) definiert: Wer zwischen 75 und 200 Prozent des Medianeinkommens erhält, gehört dazu. In Deutschland liegt der Wert, der die Mitte der Einkommensverteilung angibt und die Bevölkerung damit exakt in zwei Hälften teilt, bei 52.159 Euro brutto im Jahr. Das sind etwa 4346 Euro im Monat.
Damit bildet ein Einkommen von 3260 Euro im Monat die Untergrenze der Mittelschicht. Ein Bruttoeinkommen von 8692 Euro bildet damit die Obergrenze der OECD-Definition. Davon müssen jedoch noch Steuern und Sozialabgaben gezahlt werden. Auch von der Rente gehen noch Beiträge für Pflege- und Krankenversicherung ab. Zudem müssen auch Rentnerinnen und Rentner Steuern zahlen, wenn der steuerpflichtige Teil der Rente über dem Freibetrag von 12.096 Euro liegt.
Paare gehören ab 2270 Euro als gemeinsamem Renten-Einkommen zur Mittelschicht
Für die Mittelschichtgrenze beim Nettoeinkommen hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) eine Definition erstellt. Bei einem Singlehaushalt beginnt die Mittelschicht im engeren Sinne bei einem Nettoeinkommen von 1850 Euro. Die obere Grenze liegt bei oder 3470 Euro, wobei das IW diese mit 150 Prozent des Medians enger definiert als die OECD. Wer über dieser Grenze liegt, gilt als einkommensreich.
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Bei Paarhaushalten ohne Kinder liegt die Untergrenze der Mittelschicht bei 2270 Euro netto im Monat. Die Obergrenze entspricht 5200 Euro, oberhalb des Werts gelten Paare als reich. Hier gilt zu beachten, dass das IW einem Konzept der Bedarfsgewichtung folgt. Es geht davon aus, dass das Leben günstiger wird, wenn mehrere Menschen zusammenleben.
Wer allein von der Rente lebt, rutscht häufig aus der Mittelschicht ab
Um in der Rente zur Mittelschicht zu gehören, müssen Alleinlebende damit mindestens eine Nettorente von 1850 und 3470 Euro bekommen. Die Obergrenze ist jedoch – zumindest allein aus der gesetzlichen Rente, nicht realistisch erreichbar. Nur 92.000 von 18,7 Millionen Altersrenten liegen über 3000 Euro. Der durchschnittliche Rentenzahlbetrag lag 2023 bei 1102,16 Euro.
Bei einem Paar würde es rechnerisch reichen, wenn beide jeweils eine Rente von 1135 Euro bekommen. Wie hoch die Nettorente jedoch letztendlich ist – und wie viele Entgeltpunkte dazu im Erwerbsleben gesammelt werden müssen – hängt dabei von Faktoren wie der Steuerklasse oder weiteren Einnahmen ab.
Damit liegt die Grenze der Mittelschicht über der Standardrente. Das ist eine rechnerische Größe, welche die Rentenhöhe angibt, wenn Erwerbstätige 45 Jahre lang exakt das Durchschnittsgehalt bekommen haben. Die beträgt schon ohne Abzug der Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung 1769,40 Euro brutto. Damit ist ein sozialer Abstieg vorherbestimmt. Der Unterschied zwischen den Mitteln im Erwerbsleben und im Ruhestand nennt sich Rentenlücke.
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