Das Biowetter beweist: Wetterumschwünge können den Mensch aus der Bahn werfen. Eine Medizinmeteorologin erklärt, wie das Wetter die Gesundheit beeinflussen kann.
München – Kopfschmerzen bei Wetterumschwung? Miese Stimmung bei dunklen Wolken? Die Verbindung zwischen Wetter und Gesundheit ist ein weit verbreitetes Thema. Wetterveränderungen werden gern mal als Ursache für Kopfschmerzen oder Schlafstörungen genannt. Und es stimmt. Das Wetter kann einen erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden haben. Dieses Phänomen, das die Beziehung zwischen Wetter und menschlichem Körper beschreibt, wird als Biowetter bezeichnet. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) veröffentlicht sogar spezielle Gefahrenindizes für Menschen, die besonders wetterfühlig oder wetterempfindlich sind.
Wetter und Gesundheit: Die täglichen Gefahrenindizes des DWD
Kathrin Graw vom Referat Human-Biometeorologie des DWD erläutert gegenüber unserer Redaktion: „Es ist meist nicht ein Wetter-Parameter, der einen Menschen aus dem Gleichgewicht bringen kann“. Es sind eher die Veränderungen vieler meteorologischer Parameter, die eine Rolle spielen. Das Wetter kann je nach Situation das Wohlbefinden, die Stimmung, die Leistungsfähigkeit und unsere Gesundheit beeinflussen. Dies kann insbesondere für Menschen mit bestimmten Krankheiten oder Beschwerden eine Herausforderung darstellen.
Auf der Website des DWD gibt es daher Biowetterprognosen mit verschiedenen Gefahrenindizes für Wetterfühlige. „Früher wurden diese Vorhersagen nur Ärzten zur Verfügung gestellt und waren nicht öffentlich für die gesamte Bevölkerung einsehbar, da befürchtet wurde, dass die Bevölkerung durch die Informationen auf wetterbedingte Beschwerden vorprogrammiert würde“, verrät Graw. Heutzutage kann sich jeder die „Gefahrenkarte“ für die nächsten drei Tage ansehen.
Vier verschiedene Parameter der Gesundheit können nachgeschlagen werden:
- Gefahrenindex „Allgemeine Befindensbeeinträchtigungen“
- Gefahrenindex „Asthmatische Erkrankungen“
- Gefahrenindex Herz-Kreislauf-Beschwerden
- Gefahrenindex „Rheumatische Beschwerden“
Die Karte zeigt für die unterschiedlichen Regionen entweder „kein Einfluss“, eine „geringe Gefährdung“, eine „hohe Gefährdung“ oder einen „positiver Einfluss“ an. Bayern ist dabei das Gebiet 11 zugeordnet.
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DWD-Expertin erklärt, wie das Wetter auf den Körper einwirkt
Graw erklärt, welcher Gefahrenindex bei welcher Wetterlage rot anschlägt (hohe Gefährdung). Vor einer stark ausgeprägten Warmfront, bei der die Temperaturen rasch ansteigen und der Luftdruck fällt, würde der Gefahrenindex für „Allgemeine Befindensbeeinträchtigung“ für die jeweilige Region eine hohe Gefährdung anzeigen.
Bei asthmatischen Erkrankungen kann eine stark ausgeprägte Kaltfront, welche für Abkühlung sorgt, mehr Beschwerden hervorrufen. „Bei rheumatischen Beschwerden ist vor allem Kälte und Feuchte ungünstig“, führt die Medizinmeteorologin weiter aus. Ob das Wetter die Schmerzen von Erkrankten wirklich beeinflusst, ist bis heute nicht abschließend geklärt. „Es wird vermutet, dass Kälte und Feuchte die Schmerzrezeptoren ansprechen.“ Laut Graw reagiere jeder aber sehr individuell auf Wetterreize. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen existieren spezielle Karten, die auf Wetterempfindlichkeit bei niedrigem oder hohem Blutdruck hinweisen. Graw erläutert: „Sinkt die Temperatur verengen sich die äußeren Blutgefäße, damit der Körper weniger Wärme nach Außen abgibt“. Allerdings führt sie weiter aus: „Durch das Verengen der Blutgefäße steigt jedoch der Blutdruck. Für Menschen, die bereits von hohem Blutdruck betroffen sind, kann dies zu einer Verschlimmerung ihrer Beschwerden beitragen.“
Wetter macht nicht krank, es ist meist nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Was Wetterfühlige beim Temperaturumschwung tun können
Verschiedene Wetterdienste stellen Skalen zur Verfügung, die auf potenzielle Symptome eines Wetterwechsels hinweisen. So können Wetterempfindliche beispielsweise auf wetter.com prüfen, ob das kommende Wetter möglicherweise Kopfschmerzen, Reizbarkeit oder die „Bereitschaft zu Depression“ hervorrufen könnte.
Diese Prognosen können Wetterempfindlichen dabei helfen, ihren Alltag besser zu planen und somit ihre Lebensqualität zu verbessern, so Graw. Doch was können Betroffene dann tun? Graw rät: „Wenn eine hohe Gefährdung für die Gesundheit durch einen starken Wetterumschwung bevor steht, hilft es andere Stressfaktoren möglichst auszuschalten oder zu reduzieren, sodass der Körper mehr Ressourcen hat, um sich an das Wetter anzupassen, denn Wetter macht nicht krank, sondern ist meist nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.“
Langfristig können Wechselduschen und Spaziergänge bei milder Kälte hilfreich sein. Graw empfiehlt generell einen gesunden Lebensstil und unabhängig vom Wetter regelmäßig an die frische Luft zu gehen. (tkip)
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